Captain Out – oder auch
Dieter Wieprecht

Dieter Wieprecht

Captain Out –
oder auch
Dieter Wieprecht

Seine Durchsagen an Bord der AIDA-Schiffe sind Kult!
Viel Spaß beim Lesen!

Dieter Wiedprecht
Diter Wiedprecht

Herr Wieprecht, wie sind Sie damals zur Seefahrt gekommen, und erinnern Sie sich an den genauen Moment, als Sie entschieden haben, Kapitän zu werden?

Der Traum, zur See zu fahren, entstand schon in Kindertagen, ausgelöst durch entsprechende Literatur und dadurch entstandenes Fernweh und Abenteuerlust. Diese kindlichen Träume hatten sich bis zur Jugend erhalten und was lag da näher, als einen entsprechenden Beruf zu erlernen. Da ich viel über die Hochseefischerei, Walfänger usw. gelesen hatte, wollte ich unbedingt Hochseefischer werden, denn die Härte dieser Arbeit, die sprichwörtliche Kameradschaft unter den Besatzungen, zogen mich magisch an. Als der Berufswunsch erfüllt wurde, war es für mich von Anfang an klar, du willst Kapitän werden, und diesem Wunsch habe ich dann alles untergeordnet.

Gab es „Vorbelastungen“ in der Familie – Verwandte, die ebenfalls in der Seefahrt zu Hause sind? 

Vorbelastet war ich durch meinen Opa, der noch auf Segelschiffen Kap Horn umsegelt hat. Und sein Wunsch, dass ein Enkel in seine Fußstapfen treten sollte, habe ich ihm nur zu gerne erfüllt. Die Erzählungen über seine Erlebnisse haben sich mir eingeprägt, und so ein Kerl wollte ich auch werden.

Was macht für Sie die Seefahrt aus?

Der Beruf eines Seemanns ist eigentlich kein Beruf, sondern Berufung. Wenn man auf See ist und einen nichts weiter umgibt als Wasser, kommt das Gefühl unendlicher Freiheit auf, kommt die Sehnsucht auf, zu erkunden, was hinter dem Horizont liegt. Eins zu sein mit den Elementen, die gewaltige Kraft der See zu spüren und das Wissen, dass man nur mit Respekt vor der Natur und der Kenntnis ihrer Gesetze bestehen kann. Gerade das lernt man bei der Hochseefischerei wie sonst nirgendwo.

Wie sieht denn die Ausbildung zum Kapitän aus?

Die Ausbildung zum Kapitän sieht heute ganz anders aus als zu meiner Zeit. Wir mussten den Beruf eines Vollmatrosen erlernen, mindestens drei Jahre vor dem Mast (an Deck) gefahren sein, um überhaupt die Delegierung zur Hochschule für Seefahrt zu bekommen. Nach erfolgreichem 4,5-jährigem Studium erfolgte der Einsatz als nautischer Offizier. Hier erklomm man die Leiter vom 3. über den 2. zum 1. Steuermann. Dann dauerte es etwas länger, um seine Qualifizierung zum Kapitän nachzuweisen. Hier bedurfte es nicht nur, erfolgreich Fisch fangen zu können, sondern die Führung der Besatzung, die, die erfolgreiche Arbeit erst ermöglichen, war sehr ausschlaggebend.
Heute sieht die Ausbildung völlig anders aus. Aber in meinen Augen nicht unbedingt besser. Heute haben die jungen Offiziere kaum noch die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, und Erfahrung ist für mich immer noch das A und O, um brenzlige Situationen zu meistern. Man bekommt viel Wissen auf der Schule und den Weiterbildungslehrgängen vermittelt, doch können diese nicht die Erfahrung ersetzen.

Auf welchen Schiffen waren Sie Kapitän, bis Sie schließlich zu AIDA wechselten? Und wann wechselten Sie zu AIDA?

Außer in den letzten Jahren bei der Hochseefischerei, wurde ich gleich nach der Wende 1991 Kapitän auf Containerschiffen, einem mir förmlich fremden Gebiet der Seefahrt. Da hieß es wieder lernen, um auch hier bestehen zu können. Ich habe viele Schiffe bei der Reederei NSB in Dienst gestellt, unter anderem auch die CMA CGM Hugo, die für 14 Tage das größte Schiff der Welt war. Hier habe ich fast alle Länder, die einen Hafen haben, angefahren, alle Erdteile bereist, und ich kenne die Arktis und die Antarktis.
2007 bekam ich dann, nach einem Gespräch mit AIDA, am 1. März 2008 die Anstellung als Kapitän auf einem Passagierschiff. Man war wohl am Anfang etwas skeptisch, ob ich mit Passagieren umgehen könnte, denn meine Laufbahn hatte mir doch einen etwas raueren Umgangston eingebracht. Aber es hat geklappt.

Sie sind bekannt für ihre legendären Borddurchsagen, die immer mit den Worten „Captain Out“ endeten. Sind sie generell eher ein lustiger Mensch?

Nun ja, mein „Captain out“ am Ende meiner Durchsagen hat mir diesen Spitznamen eingebracht, ist zu einem Markenzeichen geworden. Noch heute sprechen mich ehemalige Passagiere und Besatzungsmitglieder so an.
Ja, ich bin ein total lustiger und aufgeschlossener Mensch. Ich habe mir in vielen Situationen den Schalk erhalten.
Und ich bin froh darüber, denn das Leben ist ernst genug.

Ein Kapitän und ein Entertainer zugleich – wie oft haben Sie das gehört?

Jeder Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff ist auch immer ein wenig Entertainer. Der eine mehr, der andere weniger.
Das wird heutzutage von den Gästen einfach erwartet, doch sollte man danach nicht auf die Qualifikation eines Kapitän Rückschlüsse ziehen. Mir ist es relativ leichtgefallen, da ich mich nie verstellt habe und gerne auf Menschen zugehe, diese, aber auch mich selbst, gerne auf die Schippe nehme. Das macht einfach Spaß

Wie haben Sie den Spagat zwischen der Seefahrt und dem Familienleben hinbekommen? 

Der Spagat zwischen dem Seemannsberuf und der Familie ist sehr groß und je länger man fährt, desto größer wird er. Die eine oder die andere Seite leidet immer darunter. Am Anfang konnte ich alles gut abfedern, doch die Reisen wurden länger, ich wollte nicht aufhören. Da bleibt viel vom Familienleben auf der Strecke.

Sie haben viel von der Welt gesehen. Wie viele Länder haben Sie denn bereist?

Fast alle Länder, die einen Hafen haben, habe ich kennen gelernt, alle Erdteile bereist, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika, Ost und West. Und ich habe die Mentalitäten der Behörden in diesen Ländern studieren, auskosten und darunter leiden müssen.

Haben Sie eine Lieblingsdestination, wenn ja, was macht diese Stadt/dieses Land für Sie besonders?

Ich liebe das Ein- und Auslaufen von Warnemünde, einfach nur toll, aber dann auch zum Beispiel Singapore und ganz besonders Hongkong. Hier wird man als Kapitän gefordert und es macht Spaß. Und alles wirbelt auf dem Wasser durcheinander und man muss seinen Ozeanriesen durch dieses Chaos manövrieren. Und jedes Mal ist man froh, wenn man sein Schiff sicher eingeparkt hat oder wieder auf See ist.

Welche Häfen stellen für einen Kapitän eine Herausforderung dar? 

Nun, das kommt immer auf das Schiff an. Eigentlich ist jeder Hafen eine Herausforderung, denn es kann immer viel passieren. Doch wenn wir diese Herausforderung nicht annehmen würden, hätten wir den Beruf verfehlt.
Die Schiffe werden immer größer, aber die meisten Häfen sind nicht mitgewachsen. Zum Beispiel Buenos Aires, flache Einfahrt durch den La Plata, eine sehr enge Einfahrt und starker Strom.

Haben Sie einen emotionalsten Moment an Bord der AIDA-Schiffe, den Sie nie vergessen werden?

Ja, den hatte ich. Nach vielen kleinen emotionalen Erlebnissen, war meine Verabschiedung auf AIDAmar 2014 das Emotionalste, was man erleben kann. Und die, die anwesend waren, werden mir beipflichten. Die Wertschätzung, die mir entgegengebracht wurde und die Kameradschaft haben mir einen Kloß im Hals beschert. Ich war so gerührt, dass ich erst keinen Ton herausgebracht habe. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.

Die AIDA-Community ist sehr lebendig, wie erklären Sie sich den Hype um die Kussmundflotte?

Es ist das einzigartige Flair, das einem an Bord entgegenschlägt, die Freundlichkeit der Besatzung, jeder Gast ist Teil der AIDA-Familie. Der Wille, jedem Gast seinen Urlaub unvergesslich zu machen, trägt auch viel dazu bei.
Es ist nicht nur der Name AIDA, es ist die Reederei, ihre Idee und das Engagement, vom Management bis zum einfachsten Crewmitglied.

Heute sieht man Sie in Warnemünde oft als Kapitän der Pasewalk. Was hat es denn mit diesem Schiff auf sich? 

Als ich in Rente ging und mir die Decke auf den Kopf fiel, ich immer wieder am Strand und an der Mole stand, den Schiffen hinterher blickte, beschloss ich mich dazu, mich bei den Kuttern zu erkundigen. Und es hat geklappt. Erst habe ich dann Angelfahrten mit der Hanno Günther gemacht und als vor 4 Jahren die Stelle des Kapitäns auf der Pasewalk vakant wurde, habe ich zugegriffen. Hier machen wir Piratenfahren mit Kindern, bringen ihnen etwas Seemannschaft bei und, was mir wichtig ist, die Achtung vor dem Beruf, der Handarbeit und der Kameradschaft auf See. Dass die Kinder begreifen, dass nicht Markensachen einen Menschen ausmachen, sondern das, was er selbst kann. Ordnung und Disziplin, wie sie an Bord eines Schiffes unumgänglich sind.

Abschließend die Frage: Wo sehen Sie die Kreuzfahrtbranche in zehn Jahren?

Leider ist im Moment der Trend nach immer größeren Schiffen; was ich persönlich nicht gut finde. Ich glaube eher, man kehrt zu moderaten Größen wie die Sphinx-Klasse der AIDA-Flotte zurück. Diese großen Megaschiffe arten in MASSENTOURISMUS aus. Der Charakter der Kreuzfahrt geht verloren. Ich versteige mich soweit, dass ich die Größe der AIDAvita und -aura-Klasse, als optimal ansehe. Hier stimmen Charakter und Flair einer Kreuzfahrt. Und AIDA hat gezeigt, dass es auch als Clubschiff geht.

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