Die S.S. La Venezia ist für den amerikanischen Reiseveranstalter UNIWORLD rund um Venedig unterwegs. Ich bin gespannt auf das 5-Sterne-Flusskreuzfahrtschiff und kann es kaum erwarten zum Schiff zu kommen. Mit dem inkludierten Privat-Transfer geht es zum Liegeplatz San Basilio in der Lagune Venedigs. Draußen brennt die Sonne, die Hitzewelle hat im Juli auch Italien längst erreicht. Dann taucht das Luxusschiff hinter der nächsten Ecke auf. Eine venezianische Maske ziert den Bug des Schiffes.

Den Bug der S.S. La Venezia ziert eine venezianische Maske.

Über die kleine Gangway es geht in die Lobby. Der erste Eindruck: Edel, plüschig, eine ordentliche Menge Kitsch, aber alles sehr hochwertig. Das Gesamtbild ist stimmig, aber für den einen oder anderen vielleicht auch ein bisschen zu viel. Der Check-In verläuft zügig, und schon geht es zur Kabine.

Es ist die Kabine 422 auf der Steuerbordseite. Dass diese Seite Gold wert ist, erfasse ich auf den ersten Blick, denn ich habe den wundervollen und spektakulären Blick auf die Lagune, der mich wirklich umhaut.

Edle Gestaltung, an die man sich aber erst gewöhnen muss

Wer die S.S. La Venezia erlebt, genießt ein Schiff mit vielen Extras und Besonderheiten, die es nicht überall gibt. Die Kabinen sind edel und so gestaltet, dass sich der Gast wohlfühlt. Im Vorfeld hatte ich mir die Kabinen mit französischem Balkon auf der Website des Veranstalters gesehen und mich ein wenig erschrocken. Wände, Decken, Türen – alles hat das dasselbe Muster. Tatsächlich handelt es sich aber nicht um Papiertapeten, sondern um edle Stoffe, die die Kabine regelecht kleiden. Zwar rundherum, aber irgendwie habe ich mich in die Kabine mit diesem durchaus speziellen Design verliebt. Und das spezielle Design ist ein Markenzeichen von Uniworld.

Welches Kopfkissen darf es denn sein?

Ein kuscheliges, hohes amerikanisches Bett, ein kleines, aber hochwertiges Bad. Die Vorhänge schließen sich auf Knopfdruck automatisch, geräumige Schränke und Kommoden bieten genügend Platz für die Kleidung, auch genügend Steckdosen und USB-Ladestationen sind vorhanden. Aus einem Kopfkissen-Menü kann man gewünschte Kissen wählen. Hatte ich so auch noch nie. Es gibt immer frisches Mineralwasser, und jeden Abend, wenn die Gäste beim Dinner sind, kommt der Kabinensteward, schlägt die Bettdecke auf und platziert ein hübsches Tablett mit dem Programm für den nächsten Tag am Fußende des Bettes. Mit einem kleinen Präsent wie einem Kofferanhänger oder einem Kosmetikprodukt und allen wichtigen Informationen. Ich habe dieses Prozedere als sehr angenehm empfunden und mich immer gefreut, wenn ich abends die Kabine angesteuert habe. Gefehlt auf der Kabine hat mir nur meine eigene Kaffeemaschine, auch wenn es auf Deck 1 einen immer zugänglichen Kaffeeautomaten gibt, an dem man sich bedienen kann.

Gems of Northern Italy

Die ersten englischsprechenden Gäste sind zu hören, und schnell wird deutlich, dass fast alle Gäste nicht aus Europa, sondern aus den Vereinigten Staaten kommen. Aber auch eine australische Familie ist angereist. Dazu gesellen sich drei Gäste aus Deutschland. Es ist eine sogenannte Generation-Cruise, was bedeutet, dass auch Kinder und Jugendliche an Bord sind, für die es immer wieder altersgerechte Programmpunkte gibt. Die Tour nennt sich Gems of Northern Italy.

Die La Venezia wird in Venedig zum erstklassigem Stadthotel

Den Gast erwartet hier aber nicht die klassische Flusskreuzfahrt, denn allein in Venedig liegt die S.S. La Venezia insgesamt fast vier Tage und avanciert somit zum luxuriösen Stadthotel in einzigartiger Lage. Bei unserer Reise ist ein wenig der Wurm drin, gesteuert von der Natur.  Zum einen erfahren wir an Bord, dass der Fluss Po auf Grund des Niedrigwassers zurzeit nicht befahrbar ist, zum anderen werden wir in Chioggia tatsächlich von einem Mini-Tornado erfasst, der das Schiff beschädigt und wegen notwendiger Reparaturen zwei weitere Tage im Hafen festhält. Am Ende der Tour sind es genau 95 Kilometer – so sagt es Kapitän Mario, die wir tatsächlich unterwegs waren. Aber: Schon jetzt kommt das trotzdem überaus positive Reisefazit: Wir haben dennoch eine außergewöhnliche Reise erlebt. Kaum ein Angebot musste gestrichen werden. Aber dazu komme ich später.

Getränkekarte? Überhaupt nicht nötig!

Wer in Hari’s Bar & Lounge geht und es sich dort gemütlich machen möchte, sucht zunächst vergeblich eine Getränkekarte. Die Frage danach wird von den Kellnern mit dem Satz „Was möchten Sie haben, wir bringen es Ihnen“ beantwortet. Allgemeine Verblüffung macht sich breit, und ja: Jeder gewünschte Cocktail wird gemixt, es bleiben keine Wünsche offen, auch wenn man die Barkeeper nach der Bestellung manchmal googeln sieht.

Sommelier Yordan präsentiert die besten Weine

Einer, der sich auf dieser Reise besonderer Beliebtheit erfreut, ist Sommelier Yordan Bozhanov. Auch wer sich nicht sonderlich für Weine interessiert, hängt an den Lippen des 42-Jährigen, der jeden Abend vor dem Dinner in der Lounge die Weine des Tages präsentiert. Der Bulgare hat schon im Kindesalter seinen Eltern auf dem Weingut geholfen. „Mit sieben Jahren habe ich meinen ersten Wein produziert“, erzählt er und erinnert sich daran, wie stolz er war. Allerdings sei das Ergebnis sehr süß gewesen und er habe es dann seiner Großmutter als Sherry serviert. Sagt er und lacht.

„Der beste Wein ist der, den man mit Freunden trinkt!“

Heute übt der Weinkenner seinen Beruf mit Hingabe und Leidenschaft aus, und er schafft es, seine Begeisterung auf andere zu übertragen. An Bord der La Venezia gibt es 18 verschiedene hochwertige Weine. Jeden Abend werden ein neuer Rot- und Weißwein serviert, dazu kommen Roséweine und Prosecco. Wenn man den Experten aber nach seinem persönlichen Lieblingswein fragt, kommt die Antwort spontan: „Der beste Wein ist der, den man mit Freunden trinkt!“ Aber der deutsche Riesling sei auch nicht schlecht.

Ansprechendes Ambiente im Hauptrestaurant Rialto

In den Restaurants schaut Yordan Bozhanov an jedem Tisch vorbei und freut sich, wenn die Gäste seiner Empfehlung folgen. Das Hauptrestaurant auf der La Venezia ist das Rialto. Stilvoll wird hier a la carte diniert, der Gast hat die Wahl zwischen verschiedenen Gerichten. Es herrscht eine wohlige Atmosphäre, wenn der Blick nach draußen in den Abendstunden immer stimmungsvollere Bilder liefert und sich der Himmel in rötlichen Tönen zeigt. Frühstück und Mittagsessen gibt es in Buffetform und das Abendessen als Menü. Das Restaurant hat sehr ansprechendes Mobiliar, wirkt aber durch die etwas niedrigere Deckenhöhe etwas gedrungen.

Die Pizza backt ein Meister des Fachs

Absolut empfehlenswert ist der Besuch der Pizzeria Cielo’s. Dort können maximal zwölf Passagiere gleichzeitig essen. Der echt italienische Pizzabäcker Christian zaubert die leckerste Pizza vor deinen Augen, es riecht göttlich, und es ist ein besonderes Ambiente, weil das kleine Restaurant quasi auf dem Sonnendeck ist.

Bordunterhaltung: Uniworld zeigt, wie es geht

Bordunterhaltung ist auf den meisten Flussschiffen immer so eine Sache und oft auf den Alleinunterhalter beschränkt. Und der ist auch eher was für die ältere Generation. Manchmal ist es so, wenn man mit nichts rechnet, dann ist die Überraschung riesengroß. Uniworld hebt sich da deutlich von anderen Flusskreuzfahrt-Veranstaltern ab, so dass wir mehr als überrascht und so positiv angetan sind. Zum Beispiel sind an zwei Abenden lokale, italienische Künstler an Bord. 

Unter anderem wird ein italienischer Operettenabend angeboten. Und dann der Gegensatz an einem anderen Abend: Welcher Kreuzfahrer hat denn schon mal auf dem Flussschiff eine Polonaise erlebt, wo der Kapitän mittendrin ist? Ein Riesenspaß ist zudem eine völlig spontane „Reise nach Jerusalem“. Die Tanzfläche ist rappelvoll, die amerikanischen Gäste haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie feiern wollen und richtig Bock auf Party haben.

Kapitän Mario packt überall mit an

Apropos Kapitän. Mario ist sein Name, und wer denkt, dass er „nur“ seinen Dienst auf der Brücke verrichtet – weit gefehlt. Er springt überall herum, hilft hier und dort. Der Tornado hat in Chioggia sämtlichen Sonnenschutz auf dem Oberdeck zerstört. Zusammen anderen Crewmitgliedern versucht er zu retten, was zu retten ist. Die Hälfte der Sonnensegel können die Männer wieder befestigen, glücklicherweise, denn bei über 30 Grad im Schatten sind sie unverzichtbar.

Tornado reißt die La Venezia von der Pier

In Chioggia verbringen wir einige Tage, denn der Tornado hat uns von der Pier gerissen. Die La Venezia ist anschließend durch das Hafenbecken getrieben und gegen einen Schlepper getrieben. Drei Fenster sind dabei kaputt gegangen, eines fatalerweise im unteren Deck. Wären wir weitergefahren, wäre dort Wasser eingetreten. Experten aus der Schweiz reisen innerhalb kürzester Zeit an, Handwerker tauchen auf, und alle zusammen geben alles, das Schiff wieder fahrtüchtig zu machen. Wenn man bedenkt, dass fast alle Passagiere eine lange Anreise hatten, sind alle bemerkenswert gelassen, aber Natur ist eben auch Natur und der Mensch in dem Fall machtlos.

Es gibt tatsächlich Lunchgeld!

Wir warten also geduldig ab, was passiert. Was wir sehen und spüren ist das große Bedürfnis der Crew, den Passagieren jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Wer nicht an den Ausflügen teilnimmt, die von Chioggia aus starten, bekommt sogar das Angebot, gerne auch mal auswärts zu essen. Aus einem Umschlag wird Passagieren, die das Schiff verlassen und in die Stadt gehen, ein Lunchgeld in die Hand gedrückt. Auch das habe ich noch nie erlebt. Eine tolle Geste.

Exklusive Führungen für die Uniworld-Gäste

Ursprünglich ist es ja eine Flusskreuzfahrt gewesen, die wir in Venedig und dem Großraum der Lagune machen wollten. Was haben wir also gesehen, wie sahen die Ausflüge aus? Auch wenn es da – sagen wir mal so – zu einem kleinen Zwischenfall gekommen ist und der Po zudem nicht befahrbar gewesen ist, haben wir dennoch allerhand gesehen. In Venedig zum Beispiel hat Uniworld exklusive Führungen im Markusdom und im Dogenpalast angeboten. Das heißt, dass nur die Kreuzfahrtgäste Zutritt hatten und nicht in einer langen Touristenkarawane durch die Sehenswürdigkeiten ziehen mussten. Die Führungen sind alle fachkundig begleitet. Weiterhin ist der Besuch einer Gondelwerft ein Highlight, und es ist klar, eine Gondelfahrt auf eigene Faust muss sein. 80 Euro kostet der Spaß für drei Personen. Das ist akzeptabel und es ist durchaus ein Erlebnis, durch die Kanäle zu gleiten in diesem besonderen Boot, das der ganze Stolz des Goldoliere ist.

Ausflüge mit Schwerpunkten: Kulinarik, Sport, Kultur

Wer eine Kreuzfahrt mit Uniworld bucht, der hat alle Ausflüge im Reisepreis, der zugegeben recht hoch ist, inkludiert und kann vor Ort an Bord entscheiden, ob er den Ausflug reserviert oder nicht. Das Programm wird nach unterschiedlichen Aspekten zusammengestellt und hat verschiedene Schwerpunkte: Kulinarisch, sportlich oder eben auch Kunst und Kultur. Zudem lernen die Reiseteilnehmer Bilderbuchstädtchen wie Burano kennen, das mit seinen bunten Häusern für den wohl gewaltigsten Farbkleks der Reise sorgt. Weitere Ziele bei den Ausflügen sind Torcello, Padua und Bologna. Nudeln selbst herzustellen hat viele Gäste begeistert. Aber auch Chioggia hat zum Bummeln eingeladen. Der typische italienische Markt hat besonderen Spaß gemacht, und ich bin um eine Sonnenbrille reicher. Aus Italien, aber made in China. Ein Ausflug in einem knallroten Touristenboot und auch der Besuch eines herrschaftlichen Landsitzes – der Ca‘ Zen Villa – sind schöne Ausflüge.

Fazit: Sofort wieder, aber nicht im Hitzemonat Juli

Wenn ich zurückblicke auf diese Reise, würde ich sie sofort wiederholen, um einfach das gesamte Paket erleben zu können. Auf keinen Fall würde ich wieder den Juli als Reisezeit wählen, weil die Wahrscheinlichkeit recht groß ist, dass der Po nicht befahrbar ist. Zudem sind die Temperaturen zu hoch, um Städte zu besichtigen. Aber alles andere hat einfach gepasst. Meine Erwartungen an das Luxusschiff wurden sogar übertroffen, vor allem, weil die Crew einen tollen Job macht und dir das Gefühl gibt, mit jedem Anliegen und jeder Frage mehr als willkommen zu sein. Der Veranstalter ist allen Gästen sehr entgegengekommen und hat allen 1000 Dollar für die nächste Reise mit Uniworld gutgeschrieben.

Ein bunter Bilderbogen

Beeindruckendes Burano. Foto: Philipp Muszak

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La Venezia