Peter Bertram

sorgt für Nervenkitzel auf Kreuzfahrtschiffen

Peter Bertram

Baut E-Karts
auch für Kreuzfahrtschiffe: Peter Bertram

Eine Kartbahn auf hoher See: Bei NCL ganz normal! Peter Bertram aus Hemer gewährt einen Blick hinter die Kulissen seines Unternehmens RiMO Germany!
Viel Spaß beim Lesen!

http://www.rimo-germany.com

Seit über 20 Jahren produziert Ihr Unternehmen Elektro-Karts. Sie exportieren Ihre Fahrzeuge mittlerweile in die ganze Welt. Wie sahen die Anfänge von RiMO Germany aus?

Nach Absolvierung meines Maschinebaustudiums fing ich bei der Firma RiMO Transportgeräte GmbH & Co. KG in Sundern-Hachen im Jahre 1993 als Ingenieur an. Zu dieser Zeit wurden neue Produkte gesucht. Nach einer Marktanalyse und im Hinblick auf die bestehenden, fertigungstechnischen Ressourcen der RiMO Transportgeräte (Hersteller von Rollbehältern und Ladungsträgern) erschien der Nischenmarkt „Entwicklung und Produktion von Leihkarts“ als ideal. Und da war es geschehen. Ab 1995 begannen wir zunächst als Komponentenhersteller für einen deutschen Kart-Importeur. Seit 1999 wurde in dem eigens dafür erworbenen Werk mit der eigenen Kartproduktion begonnen. Das waren auch die Hochzeiten von Michael Schumacher, dessen Erfahrung ebenfalls in unsere Produkte einflossen. Beide Schumacher-Kartbahnen (Michaels in Kerpen, Ralfs in Bispingen) sind seit Jahrzehnten unsere Kunden.

Die Ansprüche auf dem Markt werden immer größer, wie setzt RiMO das um?

Wir entwickeln unsere Produkte stetig weiter und sind dabei auch sehr detailbewusst. Unsere Mitarbeiter sind hoch qualifiziert und motiviert. Vor ca. 10 Jahren begannen wir mit der Entwicklung von Elektrokarts, was uns heute eine marktführende Rolle ermöglicht. Der Umstand, dass wir nun über unser hauseigene Kartbahn direkt vor unserem Werk verfügen können (weltweit einzigartig) können wir unsere Entwicklungszyklen minimieren, weil wir alle Neuerungen sofort in der Praxis testen können. Die Rückmeldung, die wir dadurch zeitnah erhalten sind essentiell.

Wie viele E-Karts werden am Firmenstandort in Hemer jährlich gebaut?

500-600 Elektrokarts/Jahr, Tendenz steigend. Der Verbrenneranteil sinkt kontinuierlich, der Elektrokartanteil steigt weiterhin signifikant. Neue Projekte mit Verbrennerkarts werden in der Regel nicht mehr genehmigt, was ich auch für richtig halte. Insgesamt verlassen rund 1.000 Fahrzeuge unser Werk.

Seit ein paar Jahren schwimmen Ihre Kartbahnen sogar. Sie verkaufen ihre kompletten Anlagen mit den geräuscharmen Karts auch an Reedereien. Wie hat dieses Kapitel Ihres Unternehmens begonnen?

Begonnen hat es mit einem Anruf der Meyer-Werft in Papenburg. Ich wurde gefragt, ob wir uns vorstellen könnten eine komplette Anlage zu bauen, zu liefern und mit unseren Karts auszustatten. Nach vielen internen Diskussionen kamen wir zu dem Schluss, dass wir das mit unserer Mannschaft schaffen können. Wir erstellten ein Konzept, das ich dann in Papenburg präsentierte. Dem CEO von Norwegian Cruise Line gefiel das Konzept wohl ganz gut, und so nahm das Ganze seinen Lauf.

Norwegian Cruise Line hat mittlerweile drei Schiffe – die Joy, die Bliss und die Encore – mit Kartbahnen aus Ihrem Hause ausgestattet und damit eine echte Marke im Bereich Entertainment gesetzt. Wie war Ihre Reaktion, als Sie die Anfrage erreichte?

Damals dachte ich zunächst, dass mich jemand auf den Arm nehmen wollte.

Haben Sie jemals daran gedacht, dass jemand eine Kartbahn auf ein Kreuzfahrtschiff bauen lassen würde?

Nein, das ist schon ziemlich verrückt. Wie bereits erwähnt, war der CEO (Frank del Rio) von NCL die treibende Kraft. Seine Enkel hatten ihn zu diesem Vorhaben motiviert, und er hat das Thema „Karting onboard a vessel“ mit uns umgesetzt.

Was ist der Unterschied zwischen der Planung einer Kartbahn, die an Land gebaut wird oder auf See genutzt wird? Was sind die besonderen Herausforderungen?

Die Planungen müssen Hand in Hand mit anderen Designern und Ingenieuren vonstatten gehen. Die Performance des Schiffes, also Masse, Schwerpunkt, Tiefgang usw. müssen stets beachtet werden. Schließlich hat auch ein riesiges Kreuzfahrtschiff physikalische Grenzen. Ein sehr großer Unterschied besteht in der Logistik. Wenn Sie auf einer „normalen“ Baustelle noch mal etwas mehr Beton benötigen, dann ist das kein Problem. Auf einem Kreuzfahrtschiff schon, da alle Kranaktivitäten genauestens verplant sind und man nicht mal so eben weiteres Material liften kann. Selbst ein fehlendes Werkzeug kann zur Herausforderung werden. Aufzüge sind oftmals noch nicht in Betrieb, da hilft nur der Auf- und Abstieg durch eines der Treppenhäuser. Bei 19 Decks nicht so ganz ohne.

Wie lange dauert es, bis die Anlage geplant und dann tatsächlich umgesetzt ist?

Von der Idee bis zur tatsächlichen Umsetzung ca. 3 Jahre. Das hängt aber auch von dem Ort der Werft ab. Momentan bauen wir in Italien, da gibt es natürlich auch Unterschiede.

Wie kann sich der Laie die Kartbahn auf einem Schiff vorstellen? Dreht man da vergnügt auf dem Oberdeck sein Runden, während man über die Ozeane der Welt fährt? Eine ganz schön „verrückte“ Vorstellung, oder? Wie schnell ist man auf der Kartbahn eigentlich unterwegs?

Ja, in der Tat ist das schon irgendwie verrückt, aber das macht es ja auch aus. Wenn man ca. 50 Meter über dem Meer mit einem Kart fährt und nur noch den Horizont sieht, dann ist das schon ziemlich beeindruckend. Es wird schon etwas langsamer als auf einer herkömmlichen Kartbahn gefahren, aber durch die Streckenführung (wir fahren bisher auf 2 Ebenen) fühlt sich das immer noch sehr rasant an. Die Sicherheit hat natürlich immer oberstes Gebot.

Haben Sie selbst den besonderen Fahrspaß auf den Kreuzfahrtriesen mal ausprobiert und den besonderen Kick erlebt?

Selbstverständlich, auch schon sehr häufig. Mit etwas Stolz kann ich sagen, dass ich wohl der erste Mensch bin, der mit einem Kart auf einem Kreuzfahrtschiff (NCL Joy) seine Runden gedreht hat. Da war ich selbst etwas ergriffen, weil wir es hingekriegt hatten.

Gibt es weitere Pläne für Kartbahnen auf Kreuzfahrtschiffen? Ziehen auch andere Reedereien da nach? 

Ja, die gibt es, aber dazu darf ich mich momentan nicht konkret äußern. Selbstverständlich gab es Anfragen von anderen Reedereien, die wir abgelehnt haben. Wir hatten uns von Anfang an auf eine exklusive Partnerschaft mit NCL verständigt. Aus heutiger Sicht war das auch sehr richtig. Unsere gesamte Anlage ist „Owners supply“, was uns einen besonderen Status verleiht. NCL ist ein sehr zuverlässiger, innovativer und loyaler Partner, und dafür ja auch weltweit hoch angesehen. Auch in schwierigen Zeiten wurde und wird daran festgehalten.

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