Ich sehe die erschrockenen Blicke noch heute. Dabei ist es schon 19 Jahre her. „Was willst du da?“ „Eine Kreuzfahrt ist nur was für alte Leute“, „Das ist doch viel zu teuer, lass uns was anderes buchen.“ Niemand, wirklich niemand aus meiner Familie sowie meinem Freundes- und Bekanntenkreis konnte meine Begeisterung verstehen, dass ich auf ein Kreuzfahrtschiff wollte. Das war mir egal.
1996 ging AIDA an den Markt, und den ersten Katalog hatte ich sage und schreibe drei Jahre lang auf meinem Nachttischchen liegen. Immer wieder blätterte ich darin herum, um dann endlich zu buchen. 24. September bis 1. Oktober 1999, Kabine 5125 auf AIDAcara. Damals wurden die Kabinen einfach als A-, B- und C-Kabinen genannt, Ich hatte eine A-Kabine (Meerblick), die B-Kabinen hatten auch Meerblick, aber getrennt stehende Betten, und die C-Kabinen sind heute die Innenkabinen.
Ziel war also die AIDAcara, die im Sommer immer freitags in Palma de Mallorca anlegte, um dann eine Woche lang „rechts rum“ und dann die nächste Woche „links rum“ zu fahren. Im Winter war der Heimathafen La Romana in der Karibik, und es gab ebenfalls nur zwei Touren. Damals war AIDA noch „klein“, und so wie sich das Unternehmen vergrößerte, wuchsen auch die Schiffe mit. Die Cara ist heute das Mutterschiff der Kussmundflotte, und ich schätze sie heute noch sehr. Mit ihren 193 Metern Länge und 27 Metern Breite gilt sie als die „familiärste“ unter den AIDA-Schiffen.
Meine Tour führte von Palma nach Olbia/Sardinien, Livorno, Barcelona, Ibiza und wieder nach Mallorca.
Ihr müsst euch vorstellen, dass ich einen späten Flug hatte und als eine der letzten am Schiff ankam. Ich hatte noch nie ein Kreuzfahrtschiff aus dieser Nähe gesehen, und so stand ich auf Mallorca an der Pier – staunend und ziemlich ergriffen. Ich war überwältigt und habe direkt zuhause angerufen, um meine Glücksgefühle zu teilen. Zuhause aber war man immer noch skeptisch. An Bord kannte ich mich direkt aus. Kein Wunder, wenn man die Deckpläne quasi auswendig gelernt hatte…
Gerade noch rechtzeitig war ich zum Auslaufen an Deck. Mit dem Blick auf die beleuchtete Kathedrale von Palma liefen wir aus, und ich war einfach nur glücklich. So wie den Rest der Reise. Ich hatte es geahnt, dass diese Art, die Welt zu entdecken, perfekt für mich ist. Auch den ordentlichen Seegang auf dem Weg von Barcelona nach Ibiza hab ich gut verdaut – seetauglich!
Auch wenn ich alleine an Bord gegangen war, habe ich schnell Anschluss gefunden, und am Ende der Woche waren wir eine Fünfergruppe, die sich gefunden hatte. Schnell wurde mir klar, dass das nicht meine einzige Kreuzfahrt bleiben wird, und ehrlich gesagt, war ich nach der Tour auf der Cara ziemlich müde, genauer gesagt urlaubsreif, denn die Nächte haben wir ordentlich gefeiert. Von wegen, das ist nur etwas für alte Leute. Und ich habe viel gesehen, Barcelona fand ich ganz besonders spannend. Bis heute habe ich viele andere mit meiner Begeisterung angesteckt. Zum zweiten Mal an Bord gegangen bin ich dann 2001 und habe seitdem kaum ein Jahr ausgelassen.
AIDA kann man übrigens in allen Lebenslagen genießen, als Single, mit Freundinnen oder als Paar.